SSV Stockum völlig von der Rolle

Derbys haben bekanntlich so ihre eigenen Gesetze. Was jedoch der SSV Stockum im vorgezogenen Meisterschaftsspiel gegen die abstiegsbedrohten Nachbarn aus Allendorf am Donnerstagabend ablieferten, war eine indiskutable Leistung. Nur vier Tage nach der souveränen Vorstellung in Küntrop konnten die Schwarzgelben in keiner Weise an die dort gezeigte Leistung anknüpfen. Die Defensive erwies sich als löchrig, das Mittelfeld war nicht vorhanden und eine Offensive fand ebenfalls nicht statt. Bezeichnend für das Spiel, dass in den gesamten 90 Minuten der SSV nur einmal gefährlich vor dem Tor der Allendorfer auftauchte.

Im Vergleich zum Küntrop-Spiel musste SSV Trainer Engemann umstellen. Durch das Fehlen von Kevin Tacke (Arbeit), Carsten Tillmann (Urlaub) und Kutlay Bozkurt (gesperrt) war besonders die Defensive geschwächt. Die Aufstellung von Rene Lübke in die Startelf erwies sich als Fehler. Ohne jede Spielpraxis war Lübke als Defensivspieler überfordert und seine Langzeitverletzung schien auch nicht auskuriert. Folgerichtig musste er bereits in der 21. Spielminute ausgewechselt werden (dafür Akpinar). Aber auch sonst zeigte kaum ein Spieler Normalform.

Vor rund 200 Zuschauern, die meisten davon Fans aus Allendorf die ihr Team frenetisch unterstützten, begann das Spiel für die Schwarzgelben wie erwartet. Gegen die Tabellenvorletzten übernahm Stockum auf heimischen Geläuf von Anfang an das Zepter. Allendorf schien Respekt zu haben. Doch nach nur 10 Minuten drehte sich langsam das Spiel. Allendorf witterte Morgenluft, düpierte eins ums andere Mal die schwächelnde Abwehr der Stockumer. So musste Torwart Hilbig bereits in der 9. Minute Kopf und Kragen riskieren, um ein Tor der Allendorfer per Fußabwehr zu verhindern. Allendorf bestimmte das Spiel mit langen Bällen in Richtung Stockumer Tor, ohne dabei jedoch fußballerische Glanzpunkte zu setzen. Die Stockumer blieben bei ihrer durch viele Fehlpässe geprägten, lässig–pomadigen Gangart. Hinzu kamen eine Vielzahl von Fouls, die jeden Ansatz eines flüssigen Kombinationsspiels im Keim unterbanden. Ein A-Liga Spiel auf höchst bescheidenen Niveau. Die Dominanz der Allendorfer schien sich in der 39. Spielminute auch im Resultat zu dokumentieren, als sie vom jungen Schiri einen umstrittenen Handelfmeter zugesprochen bekamen (verursacht durch Akpinar). Doch der schwach geschossene Strafstoß landete weit überm Tor im Stockumer Nachthimmel. Chancen für Stockum in der ersten Halbzeit Fehlanzeige.

Im zweiten Durchgang das gleiche Bild. Allendorf bestimmte mit ihren beschränkten spielerischen Mitteln das Spiel, Stockum lief hinterher. In der 57. Minute folgerichtig die Führung für die Nachbarn aus einer Standardsituation heraus. Ein Freistoß aus rund 25 Metern Entfernung landete exakt im Toreck. Da gab es für Hilbig nichts zu halten. Doch bereits drei Minuten später der überraschende Ausgleich für Stockum. Goalgetter Ascione verwandelte sicher einen an Akpinar verursachten Foulelfmeter. In der 68. Minute dann die bereits erwähnte, einzige erspielte Torchance der Engemann-Schützlinge. Cariati hatte sich auf der rechten Seite endlich mal durchgesetzt und flankte quer zum mitgelaufenen Reinsch. Doch sein Schuss ging knapp am Pfosten vorbei. Wer da glaubte, dass dies nun ein Weckruf für die Stockumer sei, musste sich eines Besseren belehren lassen. Auch die Einwechselung von Eric Lübke und Julian Stöcker brachte kaum mehr Belebung ins Stockumer Spiel. Anders Allendorf. In der 74. Minute die umjubelte Führung der Titularstädter. Ein Allendorfer Spieler setzte sich auf der linken Seite durch, schüttelte im Stockumer Strafraum gleich drei Gegenspieler ab und netzte ein. In der 82. Minute dann mit dem 3:1 für Allendorf die endgültige Entscheidung. Ein Spielzug ähnlich dem 2:1, diesmal nur von der anderen Strafraumseite. Ein wichtiger Sieg für die Allendorfer im Abstiegskampf, eine äußerst schwache Vorstellung der favorisierten Stockumer.